Die Privilegien einer Königin beschränken sich nicht nur auf tägliche Huldigungen, nein, alle Hoheiten dürfen auch zusammen am Trachten- und Schützenumzug zur Wiesn mitgehen.
Leider konnte unsere erste Bogen-Königin Lisa durch eine schulische Veranstaltung nicht teilnehmen und somit durfte ich als Wurschtkönigin nachrutschen. Es wurde schon gemunkelt, dass es eine strenge Kleiderordnung gibt. Aber dass diese nur eine Woche davor ausgegeben wurde, war etwas überraschend. Also stand ab Montag die Suche nach passenden Schuhen (die für sieben Kilometer Fußmarsch geeignet waren), Socken (Danke fürs Leihen, Kerstin), Hut (zum Glück noch ohne Mottenfraß im Schrank vorhanden) und Bogenkönigskette (noch zu klein um in den Safe gesperrt zu werden) an.
Am 17.09. war es dann soweit: leicht nervös, da die Zeit natürlich wieder rannte, trafen sich die Hoheiten Kerstin und ich mit den Fahnenträgern Werner und Paul samt Hofstaat Moni, Heike und Hermine an der Halle. Nur unser Gaukönig Toni war nirgends zu finden. Angst vor der geballten Königinnenpower? Leider stellte sich heraus, dass unser Hochwohlgeboren beim Wiesenanstich war, danach tief gefallen ist und mit einem Bänderriss natürlich nicht mitgehen konnte. An dieser Stelle gute Besserung Toni!
Kurzes Einkleiden von Paul, Übergabe der Sträußchen zum Winken, Aufnehmen der auseinandergebauten Fahne und ab zur U-Bahn. Pünktlich 9:30 Uhr Ankunft in der Gewürzmühlstraße. Schon volle Hütte, viele Fahnen lehnen an den Häuserwänden, Musikkapellen befinden sich in Aufstellung und es wimmelt an Menschen. Wir haben uns am Rand im Schatten platziert und uns das Gemenge angeschaut. Als sich langsam alle Könige in Schale schmissen, beziehungsweise ihre Königsketten anlegten, haben wir uns auch fertig gemacht. Kerstin durfte immerhin gute sieben Kilogramm Kette mittragen!
Die Suche nach den Verantwortlichen gestaltete sich leicht. Zwei wuselnde Personen mit Zetteln in der Hand, auf denen die Zugeinteilung zu lesen war, versuchten aus allen Anwesenden geordnete Reihen zu bilden. Kerstin und ich wurden jeweils in die Mitte einer Reihe gestellt und hatten an den Seiten einen König / Königin samt Blumenbogen. Dann war wieder Warten angesagt. Im Nachhinein meinte Paul, sein Bruder war bei einer Blaskapelle am Anfang dabei, die schon ins Zelt eingezogen war, als wir noch gar nicht losgelaufen sind. Zum Glück kommt es einem nicht so vor!
So um 11 Uhr dann das Kommando: es geht los! Nach 10 Metern schon wieder Stopp, doch der war nur von kurzer Dauer und, zack, rauf auf die Maximilianstraße. So viele winkende und lachende Menschen, bestes Wetter, gute Marschmusik und das alles für uns. Vorbei an Feldherrenhalle, Ludwigstraße, Promenadeplatz, Stachus und Sonnenstraße. Nach einer Wende über die Schwanthalerstraße, Kaiser-Ludwig-Platz rauf auf d´Wiesn. Wirklich überall fröhliche Gesichter, lachende und bewundernde Blicke. Kurz vor dem Zelt wieder Stau! Und jetzt merkt man die noch nicht ganz eingelaufenen Schuhe und den riesigen Durscht.
Dank unseres Begleitpersonals waren die Tische frei und die ersten Getränke standen schon bereit. Was für ein tolles Erlebnis! Ich kann nur jedem König / jeder Königin dazu raten, beim Umzug mit dabei zu sein. Nach einem Hendl und einem gemütlichen Spaßziergang über d´Wiesn haben wir es ausklingen lassen. Und die Bogenkönigskette hab ich voller Stolz auch erst daheim abgelegt. Danke an alle Beteiligten und ich beneide schon jetzt die neuen Könige, auch wenn sie noch nicht bekannt sind.
(VK – 17.09.2023)